«Löwendenkmal 21»
Ein Mehrjahresprojekt der Kunsthalle Luzern 2017–2022

Die Kunsthalle Luzern nahm das 200-Jahrjubiläum des Luzerner Löwendenkmals in ihrer unmittelbaren Nachbarschaft zum Anlass, das weltberühmte Denkmal in einem Mehrjahresprojekt mit künstlerischen Mitteln sowie transdisziplinär zu ergründen.

Über  L21

Von 2017 und wegen der Pandemie über das eigentliche Jubiläum am 10. August 2021 hinaus widmeten sich Ausstellungen, Performances, Veranstaltungen und Publikationen verschiedenen Aspekten des Denkmals. Der ebenso nachdenkliche wie lustvolle und anregende Prozess fand während fünf Jahren mit Partnern aus Kultur, Forschung, Bildung und Tourismus statt, um einerseits den Luzerner*innen ihren Löwen näherzubringen und andererseits diese unkonventionelle Befragung in die Welt hinauszutragen.

Ausgangslage

Das Denkmal

Das Löwendenkmal in Luzern ist eine der beliebtesten und die wohl meist fotografierte Gedenkstätte der Schweiz. 1,5 Millionen Touristen aus aller Welt besuchen jedes Jahr das in Stein gemeisselte Monument. Den meisten ist der geschichtliche Hintergrund des romantisch angelegten Denkmals nicht im Detail bekannt. Die Allegorie des sterbenden Löwen erinnert an die beim Sturm der Revolutionäre auf den Königspalast der Tuilerien am 10. August 1792 in Paris gefallenen Schweizer Gardisten.

Errichtet wurde das Denkmal auf Initiative des zum Zeitpunkt des Ereignisses im Heimaturlaub weilenden Luzerner Gardeoffiziers Carl Pfyffer von Altishofen zu Ehren seiner gefallenen Offizierskameraden. Der Auftrag ging an keinen geringeren als  den damals europaweit bekannten dänischen Bildhauer Bertel Thorvaldsen (1770–1844). Sein Entwurf wurde durch den Solothurner Bildhauer Urs Pankraz Eggenschwiler und nach dessen tödlichem Unfall auf der Baustelle vom Konstanzer Lukas Ahorn direkt in die Wand des ehemaligen Sandsteinbruches in Luzern gehauen. Die Finanzierung des Unterfangens erfolgte mit Spenden aus höfischen und aristokratischen Kreisen ganz Europas. Die Einweihung fand nach dreijähriger Vorbereitungszeit am 10. August 1821 statt.

Die Kunsthalle und das Bizentenarium

Seit 1996 hat die Kunsthalle Luzern ihre Räumlichkeiten mit einem kurzen Unterbruch im historischen Gebäude des Bourbaki Panoramas. Sie befindet sich damit in unmittelbarer Nachbarschaft des Löwendenkmals und bildet zusammen mit dem Bourbaki Panorama, dem Gletschergarten und dem Alpen-Diorama «Alpineum» einen touristischen Hotspot von Luzern.

Die Kunsthalle Luzern nahm das 200-Jahr-Jubiläum des Löwendenkmals zum Anlass, dieses weltberühmte Monument im Mehrjahresprojekt «L21» mit künstlerischen Mitteln zu thematisieren und zu erforschen. Im Zuge eines partizipativen Prozesses fanden ab 2017 Ausstellungen und Veranstaltungen statt – ein multidisziplinärer Reigen von Aktivitäten, der im Frühling 2022 in eine umfassende Publikation mündete.

Das innovative Projekt vereinte unterschiedlichste Perspektiven, es interessierte sich für künstlerische, städtebauliche sowie touristische Aspekte, ebenso für Geschichte und Militaristik, für Nationalismus und Mythenbildung, für Auftragskunst und künstlerische Autonomie, für Emblematik, Religion, Literatur, Musik bis hin zur Zoologie und Geologie. Und für das Denkmal als Medium einer Kultur der Erinnerung.

Über  L21

Konzept

«L21» lud Kunstschaffende ein, dem vielschichtigen, auch zwiespältigen Denkmal aus heutiger Perspektive Erkenntnisse abzugewinnen. Das derart angestossene und sich prozesshaft entwickelnde Projekt wurde laufend dokumentiert. Es präsentierte seine Resultate und Produkte in Ausstellungen, Veranstaltungen, in elektronischen Medien und in der abschliessenden Publikation «Löwendenkmal 21 – Das Löwendenkmal Luzern im Fokus aktueller Kunst». Das Löwendenkmal erhält so ein neues Gesicht, oder anders ausgedrückt: Die Luzerner*innen wie die Tourist*innen können – zusammen mit den Projektbeteiligten – im vermeintlich vertrauten Löwendenkmal ungekannte Facetten entdecken. Der sterbende Löwe wird – im übertragenen Sinne – zu neuem Leben erweckt.

Als eine der kleinsten, aber flexibelsten und lebendigsten Kulturinstitutionen Luzerns – und erst noch direkt am Ort des Geschehens angesiedelt – war die Kunsthalle prädestiniert, dieses Projekt zu initiieren und zu koordinieren. Partner aus allen Kunstsparten, aus Tourismus, Kultur, Bildung und Forschung waren willkommen und zur Mitarbeit eingeladen.

Das Löwendenkmal gehört allen; deshalb war das Projekt «L21» auf Breitenwirkung angelegt. Es lenkte die Aufmerksamkeit der Luzernerinnen und Luzerner auf eines ihrer Wahrzeichen, strahlte aber ebenso über Luzern hinaus, in die Schweiz und in die Welt, und zwar in dem Sinne, dass diese Stadt sich durch einen kunst-getriebenen, kritisch-lustvollen Umgang mit ihrer Geschichte und ihren Monumenten auszeichnet.