Das zwinglianische Zürich hält nicht viel von Engeln, Löwen jedoch sind überall in der Stadt anzutreffen. Sophie Germaniers Lecture-Performance «The Angels of Zurich» führt hinter die Löwen-Fassaden der Stadt und in die versteckten Machtdynamiken des Löwensymbols.
Daran anschliessend diskutieren Jovita dos Santos Pinto, Nina Emge, Sally Schonfeldt und Yvonne Wilhelm den Umgang mit den kolonialen Verstrickungen der Schweiz. Moderation: Max Heinrich.
An beiden Veranstaltungen können via Zoom teilgenommen werden, siehe Link unten.
- Datum29. Oktober 2020
- Zeit18.00-18.30 Uhr – Lecture Performance, 19:00 Uhr - Diskussion ONLINE !
- OrtZoomlink und Screening Kunsthalle Luzern, Eintritt frei
- EventLecture Performance, Diskussion
The Angels of Zurich
Lecture Performance by Sophie Germanier
Engel und Löwen scheinen auf den ersten Blick nichts miteinander zu tun zu haben. Engel sind Wesen, die zwischen der Erde und dem Himmel hin und her oszillieren, um ihre Botschaften zu übertragen. Löwen hingegen sind wilde Tiere und stehen repräsentativ für Macht und Furchtlosigkeit.
Das zwinglianische Zürich hält nicht viel von Engeln, Löwen jedoch sind überall in der Stadt anzutreffen. Löwen trotzen auf dem Zürcher Wappen, Löwen schmücken unzählige Fassaden und bewachen Eingänge von «furchtlosen» Gebäuden. Es handelt sich meistens um Gebäude nationalistisch-romantischer Architektur, in denen Versicherungsfirmen, Banken oder Politiker*innen ihre Geschäfte abhandeln. Die Lecture-Performance The Angels of Zurich führt hinter die Löwen-Fassaden der Stadt und versucht durch das häufig anzutreffende architektonische Element ein neues Beziehungsgeflecht aufzudecken. Denn wenn genauer hingeschaut wird, lässt sich erkennen, dass hinter der mit Löwen geschmückten Architektur Menschen und Handlungen stehen, die viele andere Menschen und deren Handlungen ausschliessen. Wer hat die Stadt gebaut? Wer baut sie jetzt? Und wem gehört sie? Der Löwe kann einerseits als rein repräsentatives Symbol verstanden werden. Inwiefern ist er aber auch Zeuge der Geschichte von Zürich und kann uns dadurch Einblick in die versteckten Machtdynamiken geben?
Wie wollen wir mit kolonialen Denkmälern umgehen?
Diskussion mit Jovita dos Santos Pinto, Nina Emge, Sally Schonfeldt, Yvonne Wilhelm; Moderation: Max Heinrich
Im Kontext der derzeitigen antirassistischen Bewegungen wird auch in der Schweiz der Umgang mit den eigenen kolonialen Verstrickungen diskutiert. Diese Debatte fokussiert auch koloniale Denkmäler und deren Präsenz im öffentlichen Raum. Beispiele hierfür sind die Diskussion um de Pury in Neuchâtel, um Escher in Zürich und um Agassiz, bei denen es neben Denkmälern teilweise auch um die Namen von Bergen, Strassen und Plätzen geht.
Ausgehend von einer postkolonialen Kontextualisierung solcher Denkmäler und Benennungen möchte die Diskussion in der Kunsthalle Luzern einen Fokus auf die ihnen gegenüber kritischen Positionen legen. Dabei gehen wir von den Diskursen und Praxen aktueller sozialer Bewegungen wie Black Lives Matter aus, um künstlerisch-aktivistische Praktiken im Umgang mit Denkmälern, Wandbildern, Namen und Bezeichnungen zu diskutieren. Schliesslich geht es mit dieser Auseinandersetzung vor allem auch um die Frage der Repräsentation in verschiedenen öffentlichen Räumen. Einerseits um deren Definitionsmacht und Exklusionsmechanismen, und andererseits darum, wie aus dem heraus eine kritische Repräsentationspraxis, Sichtbarkeit und Zugänglichkeit für alle erreicht werden kann.