Pfyffer – Thorvaldsen – Twain

Entstehungsgeschichte

Der sterbende Löwe, in Sandstein gehauen, zieht Touristen in Massen an und eignet sich als spannender Foto-Hintergrund. Aber wer kennt schon seine wahre Geschichte?

Jährlich besuchen rund 1.5 Millionen Touristen den sterbenden Löwen in Luzern. Damit zählt das direkt in die Sandstein-Wand gemeisselte Relief zu den bekanntesten Denkmälern der Welt. Aber kaum eine Besucherin und kaum ein Besucher weiss um das Schicksal der rund 900 getöteten Schweizer Gardisten, an das der sterbende Löwe erinnert.

  • Bertel Thorvaldsen, Originalmodell für den Löwen des Löwendenkmals Luzern. Historisches Museum Luzern
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  • Illustration der Projektidee von Carl Pfyffer, um 1821, Aquatinta, Zentral und Hoschschulbibliothek Luzern
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  • Löwendenkmal mit Teich
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Initiant des Denkmals war der Luzerner Carl Pfyffer von Altishofen, Offizier im Schweizer Garde-Regiment des französischen Königs Ludwig XVI in Paris. Am schicksalsschweren 10. August 1792, beim Sturm auf den Königspalast der Tuilerien war er auf Heimurlaub. Er fühlte sich verpflichtet, im Gedenken an seine an jenem Tag umgekommenen oder am darauffolgenden 3. September hingerichteten Kameraden ein Denkmal zu errichten. Fast dreissig Jahre brauchte er, seine Idee zu verwirklichen. Während der helvetischen Republik und der föderalistischen Mediationsverfassung, also unter dem Einfluss von Napoleon, war ein Denkmal, das an die Verteidigung der französischen Monarchie und damit der «Alten Ordnung» erinnert, politisch nicht opportun. Erst als Napoléon besiegt, die Schweizer Orte unabhängig und 1815 die bourbonische Königsfamilie in Frankreich wieder den Thron bestiegen hatte, konnte Carl Pfyffer mit Planen und Geld sammeln beginnen. Er brachte dank Spenden aus dem In- und Ausland, auch von Mitgliedern ausländischer Fürstenhäuser wie dem Zar von Russland, dem König von Preussen und der französischen Königsfamilie, über 20’000 Schweizer Franken zusammen.

„Der Löwe von Luzern ist das traurigste und bewegendste Stück Stein der Welt.“ Mark Twain

Der Auftrag für das Denkmal ging an keinen geringeren als den damals europaweit bekannten dänischen Bildhauer Bertel Thorvaldsen (1770– 1844). Seinen Entwurf des sterbenden Löwen sollte der Solothurner Bildhauer Urs Pankraz Eggenschwiler direkt in die Wand des ehemaligen Sandsteinbruches am Rande von Luzern hauen. Nach dessen tödlichem Unfall auf der Baustelle vollendete der Konstanzer Lukas Ahorn den Löwen. Am 10. August 1821, 29 Jahre nach dem Tuileriensturm, wurde das Denkmal offiziell eingeweiht. Ein Fest der Aristokratie aus ganz Europa, nicht aber für die liberalen und fortschrittlichen Kreise, die gleiche Rechte für alle Bürger forderten. Sie sahen im Löwen eine reaktionäre Demonstration und eine Verherrlichung der Alten Ordnung. So versuchten Radikal-Liberale die Enthüllungszeremonie zu stören, wurden aber von Anwesenden verprügelt.