Die Schweizergarden in Frankreich
Historischer Hintergrund 1
Die Innerschweizer Kämpfer waren auf den europäischen Kriegsschauplätzen gefürchtet und begehrt. Den Mythos, die eidgenössischen Truppen seien «unbesiegbar», nährten die Siege über das habsburgische Ritterheer in den Schlachten bei Morgarten 1315 und Sempach 1386.
Zwischen 1400 und 1848 verdienten viele Schweizer ihren Lebensunterhalt in fremden Diensten. Sie flohen vor Armut und Übervölkerung in den Urkantonen oder folgten aus Abenteuerlust und Aussicht auf Beute dem Dienstruf der Obrigkeit.
Die Schweizergarden schützten als Elite-Truppen Herrscher und deren Residenzen. In Frankreich begründete König Louis XI. 1471 mit den «Hundertschweizern» als erste ständige Einheit im Dienst eines fremden Herrschers eine lange Tradition. Die «Cent-suisses» dienten als Wachen im Innern der königlichen Paläste und waren mehr ein Parade- denn ein Militärkorps. Sie wurden im April 1792 von der französischen Nationalversammlung aufgelöst.
Die eigentlichen Schweizergarden dienten ausserhalb der Palasträume. Louis XIII. etablierte sie 1616 als zweite ständige Schweizer Einheit am französischen Hof. Die Rekrutierungskriterien für diese Elite-Truppen im Zentrum der Macht waren besonders streng. Die Offiziere stammten ausschliesslich aus Adels-Familien; Chargen waren erblich. Die Garde-Regimenter dienten als lukrative Einnahmequelle. Offiziere und Soldaten der Garde genossen gegenüber gewöhnlichen Schweizerregimentern Privilegien wie höheren Sold oder eine langjährige Dienstzeit. Bis zur Revolution dienten sie dem König v.a. in Paris und Versailles und standen der Pariser Bevölkerung nahe. Viele blieben nach Ende ihrer Dienstzeit in Paris.
An den symbol- und geschichtsträchtigsten Ereignissen der Französischen Revolution waren Schweizer Gardisten als Verteidiger des absolutistischen Königs beteiligt: dem Sturm auf die Bastille am 14. Juli 1789 und dem Tuileriensturm am 10. August 1792.
Ende des 18. Jahrhunderts verlor der Dienst in fremden Ländern an Attraktivität, auch die Schweizergarde hatte Rekrutierungsschwierigkeiten. Die revolutionären Ideen von Freiheit und gleichen Rechten und die bedrohliche Situation führten zu disziplinarischen Problemen. Ab 1789 waren Desertionen von Soldaten der Schweizergarden zu beobachten. Höhepunkt war die Meuterei des Regiment Châteauvieux in Nancy im August 1790 wegen ausbleibendem Sold. Die Revolte wurde – auch mit Hilfe von anderen Schweizer Regimentern – brutal niedergeschlagen, ihre Anführer zuerst zum Tode verurteilt, dann infolge der Revolution begnadigt.
Dem französischen König Ludwig XVI blieben zum Ende seiner Regentschaft 1792 zu seiner persönlichen Verteidigung einzig die Schweizergarden.